25 déc 2016

Weihnachten und die Frage der Volkskunde

Submitted by cavia

Da das reformatorische Christentum die Heilige ablehnte, war es notwendig, etwas an die Stelle des heiligen Nikolaus zu setzen. Deswegen gibt es das Christkind, eine Erfindung Martin Luthers, das am 24. oder 25. Dezember Geschenke bringt, als junger Engel, oft weiblich.

Aber wie ist es dann möglich, dass das Christkind in Österreich üblich ist, wenn dort der Katholizismus die historische kulturelle Hegemonie hat?

Es liegt an die Spezifität Österreichs, dessen Bevölkerung stark rekatholisiert wurde – was national die Identität dieses Landes schuf und was nicht linear laufen könnte.

Es ist ein Beweis der Komplexität der Frage der Mentalitäten in Beziehung zu den Religionen und die Bedürfnisse der Massen, was Weihnachten betrifft.

Genauso ist es mit dem nord- und westdeutschen Raum Knecht Ruprecht, mit dem süddeutschen Pelzmärtel, mit dem Krampus (Österreich, Südtirol, Ungarn, Slowenien, Slowakei, Tschechien, usw.).

Noch heute gibt es Krampusumzüge und die Frage ist natürlich : warum existiert noch diese komische dämonische Figur, die sich den Nikolaus entgegengesetzt ?

Wie ist es möglich, dass diese kulturelle Form sich historisch verlängert, wenn eigentlich das Christkind den Nikolaus abgeschafft hat?

Wie können Christkind und Krampus gemeinsam existieren?

Diese Frage der Ausdauer von kulturellen Formen der Vergangenheit ist sehr wichtig.

Wir können auch an die „Santons“ denken, die Krippenfigur aus Ton (oder in Serienfertigung aus Terrakotta), die in der Provence gemacht sind.

„Santoun“ bedeutet provenzalisch kleiner Heiliger. Die Französische Revolution hatte die Krippen in den Kirchen verboten und die Bevölkerung entwickelte die Praxis, sich eigene Krippenfiguren aus Brotteig zu machen.

Warum hat sich diese Kultur weiterentwickelt ? Warum existieren die „Santons“ noch?

Weihnachten stellt hier die Frage der Volkskunde.

Es ist bemerkenswert, dass die Weihnachtsmärkte in Deutschland oder Österreich die Volkskunde als zentraler Teil ihrer Identität haben. Handwerk wird verkauft, aber meistens in Beziehung zu Weihnachten.

In Frankreich gibt es diesen letzten Jahren auch solche Märkte, aber es völlig kommerziell, Weihnachten ist nur ein Vorwand. Und da liegt einen Widerspruch, der für die Kommunisten sehr wichtig ist : es geht hier um den Gegensatz zwischen Hand- und Kopfarbeit, um den Gegensatz zwischen Stadt und Land.

Einerseits bedeutet Weihnachten das Bedürfnis nach der sozialen Vollkommenheit, anderseits bedeutet Weihnachten das Bedürfnis nach individuellen Schönheit einer Handarbeit.

Es ist ihr leicht zu sehen, wie konservative Kräfte hier sich als legitim vorstellen, indem sie sich die Volkskunde – eine entartete, verstümmelte, abgestumpfte Volkskunde – aneignen.

Je mehr die Monopole die Vorherrschaft haben, desto mehr das Bedürfnis an persönliche Ware stärkt sich ; einerseits, um seine eigene Persönlichkeit trotzdem zu entfalten, anderseits um die Möglichkeiten des Reichtums der Waren nützlich zu machen.

Die Demagogie des Faschismus profitiert hier von der Situation, indem diese zwei Aspekte ohne den wissenschaftlichen Sozialismus – den dialektischen Materialismus – nicht verstehbar sind.

Die Volkskunde, in ihrer entfremdeten, abstrakten individualistischen Form, wird kleinbürgerlich von der gesamten Produktion isoliert und da kommt es zum romantischen Antikapitalismus ; oder die Monopole werden verherrlicht und da kommt es zum imperialistischen Nationalismus.

Diese Tendenz wird ideologisch-kulturell hegemonial und das ist die Realität der Gesellschaft : eine klare Mehrheit entfremdet sich in der kapitalistischen Konsumgesellschaft, eine kleine Minderheit sucht Fluchtwege (Religionen, Drogen, Hipster Ideologie, pseudo Linksalternativen, usw.).

Der Kommunismus löst die frage, indem es einerseits den Reichstum der Waren (also der Arbeit) akzeptiert, aber auch der Reichtum der Kultur (also des Geistes). Deswegen ist der Kommunismus wesentlich international, aber in der Praxis vorübergehend durch eine nationale Form – die fortschrittliche, zivilisatorische Kultur eines Landes – ausgedrückt.

Weihnachten ist also wichtig in der Geschichte der Massen Frankreichs, muss aber zu einer kommunistischen Form kommen : als generellen Gruss des Lebens, als kulturelle Produktion Massenwaren, die also schön aber auch nützlich sein, und die als Geschenke ihr Sinn ergeben.

Hier können auch Geschenke für die Tiere ein sehr gutes Beispiel sein, als Beweis der Rückkehr des Menschen in der Biosphäre, im dialektischen Bewegung der Materie zu mehr gesamten Komplexität.

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